Wenn man genau hinsieht, ist überall (eine) Geschichte

Hallo Ihr Lieben.

Wenn wir einen Spaziergang machen, sehen wir viel. Je nach dem wie unser Blickwinkel ist, sehen wir dieses oder jenes. Der eine mehr, andere weniger oder einfach anderes. Vielleicht genießen wir einfach nur die Luft und die Sonne auf unserem Gesicht. Vielleicht schauen wir aber auch nach mehr. Ich habe Euch schon mal mitgenommen auf einen Gang in den Sauerländer Bergen. Heute zeige ich noch einen.

Blick zum „Kloster“ und „Hohe Bracht“

Dieses Mal sind wir oberhalb von Altenhundem, heute gehört es zur Stadt Lennestadt. Hier geht eine wichtige, schon ältere Bahnstrecke her. Rechts ist das Jammertal. Könnt Ihr Euch vorstellen, warum dieser Name gewählt wurde? Im Nachbarort war ein „Richt-Ort“ an einer Burg und Angeklagte mussten durch dieses Tal. Der Name AltenHUNDEM beruht auf einer germanischen Bezeichnungen. Unten fließt die Hundem, „hunda“ hieß schwellend.

Gegenüber am Berg ist eine Schule auf der ich auch zwei Jahre war. Dort waren früher Schmiedeeiserne Verhüttungswerke und Schmieden (Hammer). Dementsprechend gibt, bzw gab es dort auch Schlackeablagerungen.

Seht Ihr diesen Trichter? Davon gibt es viele in den Wäldern. Besonders hier. Die Bahnstrecke war natürlich im letzten Krieg Ziel von Bomben, obwohl wir hier sehr ländlich sind. Als Kinder haben wir in den Kratern natürlich gern gespielt. Da sieht man den Wald in erster Linie als Spielplatz und mit solchen Geschichten ist es besonders spannend gewesen.

Blick auf die Altenhundemer Klippen, da wo die noch kahlen Eichen stehen. Hier hat mein Vater Indianer gespielt. Ganz neu wurden hier auf der Fläche Lärchen angepflanzt. Zu sehen sind die jungen Bäumchen wohl eher nicht 😉

An einem Freitag, 12. Juni 1964, passierte genau hier ein Unglück. Das nicht noch mehr passierte, war nur Zufall. Das Gebirge war ein Übungsgebiet für Tiefflüge. Und eigentlich sollten natürlich Krankenhäuser und Schulen nicht dicht überflogen werden. Der Starfighter Pilot, ein junger Holländer, bekam die Maschine nicht mehr rechtzeitig hoch und zerschellte am Felsen. Die Detonation war weithin zu hören und sorgte für mehrere zersplitterte Glasscheiben, eine große Rauchsäule stieg in die Höhe. Der Pilot könnte den Schleudersitz nicht nutzen und verstarb beim Absturz.

Waldveilchen, Close to the ground

Auch diese Berge haben nur eine dünne Erdkruste.

Sehr Ihr hier die längliche Senke? Die Berge an Lenne- und Hundemtal sind steil. Landwirtschaft ist kaum möglich. Aber natürlich gab und gibt es Holzwirtschaft, allerdings früher noch mit Rückepferden. Um gefällte Bäume besser gen Tal zu bringen, gab es diese Schlepprinnen. Gutmütige und kräftige Kaltblüter waren hier im Einsatz. Das ist schon lange her, aber diese Vertiefungen sind geblieben, trotz Bewuchs.

Spechthöhle in der natürlichen Verjüngung

Hier wurden kanadische Eichen angepflanzt. Viele wurden leider von Rehen verbissen, wie eine Kontrolle zeigte. Neuer Schutz muss wieder angebracht werden.

Hier ist ganz frisch gemulcht nach Fällung wg Borkenkäfern. Und Ihr seht selbst gezogene, frisch angepflanzte Speierlinge (besonders geschützt) und Nobilis.

Eigentlich sind diese Fichten noch zu jung für Borkenkäfer, da die Borke dünner ist, aber wie sagte meine Mutter, „wer Hunger hat“… Sehr Ihr die starken Harz Austritte? Daran erkennt man den Befall.

close to the ground

Auch im Wald gibt es Spitzmäuse. Und auch dort schmecken sie ihren Jägern nicht immer (Eulen fressen sie). So schade. Aber hier leben viele Tiere (auch schwarze Waldameisen), die von Aas leben.

Es waren schon mehrere Schmetterlinge unterwegs und mindestens drei Spechte hörten wir, leider keinen Schwarzspecht. Später sahen wir auch zwei Baumfalken.

Unweit ist auch der alte Sportplatz, wo wir als Kinder an den Bundesjugendspiele durch die Schule teilnahmen. Bis wir den Berg hoch gekrakselt waren, hatten wir noch weniger Lust dabei mitzumachen. Später wurde im Tal ein neuer, großer Platz gebaut, auch für den Fußballverein (ohne Foto).

So habe ich nochmals einen „grünen“ Spaziergang im Sauerland für Kristinas Monatsspaziergang Linkliste. Ich hoffe, er war nicht zu eintönig 😊

Auch verlinkt bei Juttas Close to the ground und Astrids mein Freund der Baum

Als Schutz gegen Wildschaden werden Stöcke neben die Jungpflanzen eingeschlagen (noch kaum zu sehen, aber ein paar Jahre muss der Stock ja auch nutzen)

24 Gedanken zu “Wenn man genau hinsieht, ist überall (eine) Geschichte

  1. Danke für diesen geschichtsträchtigen Spaziergang. Es ist spannend, wenn man etwas mehr über Ortsnamen und örtliche Geschichte weiß. Auch alte Karten können da sehr aufschlussreich sein. Und natürlich betagte Bewohner*innen, die gern über die alten Zeiten erzählen.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Danke Dir (auch von wg alte Karten als Tipp, muss Mal wühlen, was an topographischen noch da ist)
      Einiges weiß man schon, manches Wissen wird noch geteilt. Manches schlägt man nach.
      Liebe Grüße zurück zu Dir
      Nina

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  2. Ganz und gar nicht langweilig. Im Gegenteil, sehr interessant. Es ist spannend, was man im Wald und in der Natur sehen kann, wenn man die Augen offen hält und sich ein bisschen auskennt. Gerade die Hinterlassenschaften des Bergbaus sind immer sehr interessant. Ebenso wie die der Köhlerei. Danke für den interessanten Spaziergang.
    Liebe Grüße, heike

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  3. Liebe Nina,
    ein sehr interessanter Spaziergang! Vielen Dank für’s Mitnehmen. Dieses Holzrücken mit Pferden wurde bei uns im Schwarzwald auch praktiziert. Um den Boden mit den Maschinen nicht zu verdichten, wird dieses bodenschonende Holzrücken mit Pferden auch heutzutage teilweise sogar wieder gemacht.
    Der Borkenkäfer ist schon eine ganz schlimme Plage für den Wald…
    Wie schön, dass deine Mama so viel zu erzählen weiß. Geschichten und Erlebnisse meiner Mama habe ich auch immer so gerne gehört. Es ist leider vorbei.
    Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Urlaub und du hast dich gut erholt!
    Liebe Grüße
    Ingrid

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    1. Dankeschön! Ja, gut erholt und wie immer zu kurz ☺️
      Wenige Holzrückepferde gibt es für unzugängliche Stellen noch. Aber es gibt für die schwere Arbeit wenige Leute. Eher steht schon mal ein kleiner alter Trekker in der Remise.
      Früher hat man bei den „alten Geschichten“ oft nicht so gut zugehört. Heute Versuche ich sie mir zu merken
      Ganz liebe Grüße zurück zu Dir
      Nina

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  4. Liebe Nina,
    das war ein sehr schöner und interessanter Spaziergang durch den Wald. Man müsste sich mit vielen Sachen noch viel intensiver beschäftigen, aber irgendwann reicht die Zeit dann einfach auch nicht mehr. Interessant ist aber alles.
    Vielen Dank für das Verlinken zu meinem Projekt.
    Liebe Grüße
    Jutta

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    1. Mit allem kann man sich nicht beschäftigen, dass stimmt. Aber es freut mich, dass Du es interessant fandest, Danke Dir. (Ich würde zB gerne wieder mehr „richtig“ fotografieren, so wie Du, immer so schöne Fotos)
      Danke Dir und sende liebe Grüße zurück
      Nina

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  5. das sieht wirklich sehr nach bergbaugegend aus und erinnert mich an so einige ecken im harz mit den vielen schlackeablagerungen – und natürlich mit dem borkenkäferbefall auch.
    dein spaziergang war gar nicht langweilig, sondern sehr informativ. wir haben als kinder auch in solchen kratern gespielt, bzw. wenn sie wassergefüllt waren dort auch kaulquappen beobachtet und mit nach hause genommen. in den kasseler wäldern gab es auch viele davon. kassel hatte ja viel rüstungsindustrie und wurde massiv bombardiert und einige der schrecklichen dinger landeten auch immer in den wäldern ringsum.
    holzwirtschaft mit pferden war sicher sehr viel nachhaltiger als heute mit diesen gruseligen harvestern. interessant, dass diese alten rinnen noch zu sehen sind.
    ich hoffe, dass möglichst viel der jungbäume dort anwachsen. die sonneneinstrahlung auf solchen kahlen flächen wird ja im sommer massiv sein – hoffen wir auf regen!!
    liebe grüße
    mano

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    1. Dieses Jahr hat es im Frühjahr ja endlich mehr Regen gegeben, so dass zumindest der Start gut war. Deswegen würde ja auch diesmal gemulcht. Ja, Harvester sind gruselig, machen aber weniger kaputt im Wald, als noch vor kurzem die Trecker (der Fall, rausziehen, Bodenverdichtung) Mögen tue ich sie aber auch nicht, sie stehen so für eine industrielle Verarbeitung. Mit Rückepferden zu arbeiten ist sehr anstrengend und aufwändig, aber definitiv schonend und schöner.
      Im Sauer- und Siegerland gab es viele Bergwerke und dies mit langer Tradition.
      Danke Dir auch und sende liebe Grüße und guten Wochenstart
      Nina

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  6. ein sehr schöner und interessanter Spaziergang
    mit vielen Erinnerungen
    ich bin früher auch gerne durch den Wald gestreift
    auch bei uns gab und gibt es noch Bombentrichter
    der Bahnhof hier war Knotenpunkt und ist stark bomardiert worden
    bei uns hat es viel Mischwald
    da geht es noch mit dem Borkenkäfer
    hihi.. Bundesjugendspiele
    auch bei uns war der Sportplatz oben auf dem Berg
    da war man schon Ko bevor sie anfingen
    liebe Grüße
    Rosi

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    1. Der Mischwald wird jetzt hier auch bei viele mehr angelegt. Ein paar unverbesserliche pflanzen weiter Fichte.
      Ihr müsstet auch vorm Sport krakseln? ☺️
      Danke Dir auch und liebe Grüße zurück
      Nina

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  7. Liebe Nina,
    ach, schön dein Spaziergang in Wald und Feld! Viele tolle Entdeckungen habt ihr gemacht, die man aber nur erkennt, wenn man sich auskennt… Vielen Dank für die Einsichten!
    Dir noch einen schönen Sonntag,
    liebe Grüße
    Nanni

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    1. Ich konnte auch auf etwas Wissen durch meine Mutter punkten ☺️ Aber ich liebe es, mit offenen Augen und Ohren durch den Wald zu gehen (vor allem in der alten Heimat, da kenne ich mich besser aus, obwohl der Wald ja mehr zu Feld wurde)
      Danke, freut mich, dass es Dir gefallen hat.
      Ganz liebe Grüße zurück und entschuldige, ich hinke noch mit Kommentaren hinterher
      Nina

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  8. Hallo Nina,
    nein es war gar nicht langweilig. Glaube da gibt es mal wieder etwas neues für einen Tagesausflug.
    Es stimmt der Borkenkäfer hat sich auch durch das Bergische Land und Eifel gefressen.
    Ach, je Bundesjugendspiele die fand ich immer grausig, einmal hat mich der Regen davor gerettet.
    Viele Grüße
    Hannelore

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    1. Schön, dass es Dir gefallen hat. Und die Gegend ist durchaus einen (oder auch mehrere) Tagesausflüge wert. Wandern ist jetzt zumindest immer mit weitem Blick möglich. Und in der Nähe gibt es den Panorama Park und die Freilichtspiele in Elspe, ein bißchen weiter Attahöhle und Sorpetalsperre…
      Danke Dir auch und sende liebe Grüße zurück
      Nina

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  9. Liebe Nina, ein spannender Spaziergang….dazu noch die interessanten und informativen Geschichten 😊 das mit den schlepprinnen war mir gar nicht so bewußt….Alles nicht so einfach Bäume und auch den Wald zu erhalten. Ganz LG aus Dänemark, Ulrike:0)

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  10. Liebe Nina,
    langweilig… . Dein Spaziergang fand ich total interessant. Wie eure Umgebung durch die Nutzung geformt wurde, finde ich total spannend. Da hat der Borkenkäfer aber ordentlich gewütet. Das sieht alles ganz schön kahl aus. 🐞 Es ist gar nicht mehr so leicht einen gesunden Wald zu erhalten. Vielen Dank für deine interessanten Geschichten und

    Viele liebe Grüße deine nähbegeisterte Andrea 🌷🍀

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    1. Dankeschön. Ja, die Mittelgebirge sind sehr betroffen vom Käfer. Und ich finde es auch so spannend, was man ableiten kann. Manchmal findet man auch noch alte Kohlenmeiler Stellen (Holzkohlenproduktion)
      Liebe Grüße zurück zu Dir
      Nina

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