Über einen besonderen Strauch und was Ihr aus der Frucht machen könnt

Hallo Ihr Lieben.

Erzählt, dass ich Kornellkirschen verarbeiten wollte, habe ich ja schon. Heute nun endlich ein bisschen mehr Infos:

Wenn Ihr Früchte, Blumen, Pilze und Kräuter erntet, vergewissert Euch immer, dass Ihr mit der Bestimmung richtig liegt!

Kornelle, Herlitze, Dirlitze, Hirlnuss oder Dirndl werden sie auch genannt. Sie geriet, wie viele andere wilde Obstsorten, im Laufe des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit. Hildegard von Bingen war schon ihre Heilwirkungen bekannt. Eine kleine Renaissance erlebt sie seit einiger Zeit wieder. Die Kornelkirsche passt nämlich auch als Strauch (bis hin zu einem Baum kann sie langsam wachsen), gut in einem nauturnahen Garten und in die Klimaveränderung, da sie warme Hanglagen liebt. (Ich habe noch einige Kerne, wenn jemand Interesse hat, sie wachsen pro Jahr ca. 30cm und können auch beschnitten werden)

Es gibt verschiedene Hartriegel, (eben auch giftige), hier geht es um die Früchte des gelben Hartriegels. Das gesunde Wildobst wächst wild in Hecken und am Waldrand. Bereits von Februar bis April blüht der Strauch leuchtend gelb, eine hübsche Bienenweide!

Später entwickeln sich etwa zwei Zentimeter große, längliche Früchte, welche etwas wie Oliven aussehen und einen länglichen Kern haben. Sie hängen an dünnen Stielen oft zu mehreren nebeneinander und sind erst grün, gehen über in gelblich-orange, bis hin zu einem satten Rot. 

Kornelkirschen sind ab Mitte August bis Oktober erntereif. Ihr Geschmack ist herb – säuerlich. Bei manchen, hautempfindlichen Menschen löst der Kontakt mit den Blättern leichte Rötung der Haut und Juckreiz aus, also vielleicht beim ersten Kontakt vorsichtig sein. Die Pflanze stammt ursprünglich – vor der ersten Eiszeit – aus dem Kaukasus. Ihr Holz ist durchaus begehrt, denn es ist sehr hart!  (Daher der Name Hartriegel) Das Trojanische Pferd soll daraus gebaut worden sein. Die Speere der mazedonischen Truppen (Phalanx) Alexander d.G. waren aus diesem Holz. Speichen der Wagenräder wurden daraus gedrechselt. Viele der länglichen Kerne dieser Frucht finden sich in Pfahlbauten der Steinzeit. Die Blätter sind hübsch anzusehen: eiförmig und färben sich im Herbst gelb bis orange.

100 Gramm der Steinfrüchte liefern mit bis zu 125 Milligramm doppelt so viel Vitamin C wie Zitronen und enthalten Schleim- und Gerbstoffe. Im Mittelalter wurden die Früchte (und Pflanzenteile) vor allem bei Durchfall eingesetzt. Zudem sind sie ein stärkendes Mittel bei Fieber. Die Sträucher standen in vielen benediktinischen Klostergärten (und nicht nur dort). Hildegard von Bingen erwähnt die Pflanzenteile als Heilbad bei Gicht.

Ausser Vitamin C enthalt sie Vitamin B, sowie Kalium, Kalzium und Magnesium.
Bei Problemen im Magen- und Darmbereich wird die Wirkung der Kornelkirschen sehr geschätzt, genau wie bei Durchfall und Entzündungen. Hierbei wird aber wohl eher ein Aufguss der Rinde gemacht.

Ich möchte mich heute jedoch auf die Frucht konzentrieren. Die Früchte haben nämlich noch einen besonderen Stoff und von dem sehr viel. Dieser ist auch für die Farbgebung der Früchte verantwortlich. Er wirkt wie Antioxidantien und schützen die Zellen in unserem Körper.

Jetzt habe ich so viel über diese Pflanze geschrieben (und es gäbe noch mehr zu berichten), dass ich fast meine Produktion vergessen habe zu schildern.

Etwas umständlich herzustellen sind Trockenfrüchte. Dazu müsst Ihr nämlich das Fruchtfleisch mit einem kleinen Messer vom Kern schneiden. Kein Kirschkern Entsteiner oder ähnliches hilft da.  Ich habe mir die Kerne nach dem Trennen immer noch in den Mund gesteckt, zum Ablutschen. 😊 wenn Ihr keinen Dörrautomaten habt, hilft Euch gerade auch die Sonne beim Trocknen. Ansonsten geht das im Backofen.

Sehr viel einfacher wird es, die Früchte weich zu kochen und dann Kerne vom Fruchtfleisch durch ein Sieb zu trennen oder eine flotte Lotte zu nehmen.

Ich habe einiges an Fallobst an dem Tag gefunden, Wildbirnen und Äpfel. Einmal die „Kirschen“ in einem Topf garen, weich dann durch die Flotte Lotte (oder ein Sieb) und in einem anderen das große Obst (geschält und entkernt natürlich und nach dem Kochen püriert). Gelierzucker entsprechend des Gewichtes/Menge (und Euern Vorlieben) mit allen Früchten zusammen gemischt, aufgekocht und dann verarbeitet in saubere Gläser. Es ist eine relativ zähe Masse, richtig sprudelnd aufkochen konnte ich sie nicht. Aber es ging trotzdem gut.

Der Vorteil an Birnen und Äpfeln ist die Süße zu den herb-säuerlichen Früchten. Wer mag, kann auch noch etwas Zimt zutun. (Auch hier nehme ich Gelierzucker 2:1 und Gelierhilfe um es weniger süß zu machen.)

Ihr könnt übrigens auch Kornellkirschen für Tee trocknen. Theoretisch verbleiben dabei die Kerne in den Früchten. Diese enthalten, wie viele Kerne übrigens, etwas Blausäure, aber sie werden ja nicht aufgeknackt. Außerdem ist die enthaltene Menge sehr gering.

Auch mit Essig oder Alkohol könnt Ihr sie aufsetzen. Hier wurden sie mit etwas Essigmutter, Honig und naturtrüben Apfelsaft in einer kleinen Flasche aufgesetzt. Einfach mal ein Test mit ganzen Früchten.

Marmelade und Essig

Selbstredend kann man auch Saft machen. Aber dafür hole ich noch einmal welche. Natürlich lasse ich auch Früchte hängen (neben denen, die beim Pflücken sowieso runterfallen, übrigens auch eine mögliche Ernte Methode, runterschütteln auf ausgelegten Decken). Denn kleine Säugetiere wie Bilche und viele Vögel fressen sie.

Vielleicht habe ich Euch jetzt Lust gemacht, dieses Wildobst mal zu testen. Für den Garten gibt es übrigens auch spezielle Züchtungen.

Ich verlinke den Beitrag beim DND und Mein Freund der Baum und dem Creativsalat

24 Gedanken zu “Über einen besonderen Strauch und was Ihr aus der Frucht machen könnt

  1. Liebe Nina,

    wow, soo viele Informationen. Hartriegel sagt mir etwas, ich glaube aber der wächst hier nicht. Zumindest habe ich ihn bewusst noch nicht gesehen. 🤔 Ich würde mich über ein paar Kerne sehr freuen. Vielleicht wächst er ja dann hier und erfreut unsere Insektenwelt. 🥰

    Viele liebe Grüße deine nähbegeisterte Andrea 🍀

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    1. Ich habe mir gleich mal ein paar Kerne beiseite gelegt und Du bekommst Post. Freut mich, dass Du so eine Freude daran hast. Es gibt mehrere Hartriegel, auch als Gartenpflanzen. Der gelbe/Kornellkirsche wächst vermehrt im Süddeutschen. Ich drücke schon im Vorfeld die Daumen 🍀😊
      Dankeschön auch und sende Dir liebe Grüße ins Wochenende
      Nina

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  2. Eine tolle Frucht und so vielseitig verwendbar. Sehr interessant, dein Beitrag. Die Kornelkirsche ist mir bisher noch nicht bekannt gewesen. Beim nächsten Gang in die Natur werde ich Mal einen intensiveren Blick auf rote Früchte werfen.

    Liebe Grüße, Claudia

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    1. Freut mich, dass ich Interesse geweckt habe. Gerade im Süddeutschen gibt es sie häufiger (gerne da wo eher kalkiger Boden ist).
      Wünsche Dir ein kühles Plätzchen und sende liebe Grüße zurück zu Dir
      Nina

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  3. ich wusste gar nicht, dass die kornelkirsche zu den hartriegeln gehört. und vieles andere war mir auch nicht bekannt. geerntet hab ich sie noch nie, weil ich zu wenig wusste. aber ich kenne einige ecken, wo sie wachsen, weiß aber nicht, ob es die richtigen sind. sie blühen im frühjahr wunderbar gelb und sind eine wunderbare insektenweide. mal sehen, ob ich da hinkomme und früchte entdecke.

    liebe grüße von mano

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    1. Das hört sich genau nach der Kornellkirschen an
      Die anderen Hartriegel haben ja eigentlich wirklich andere Früchte und/oder Blätter
      Ich finde, man kann sie ganz gut bestimmen (und diese gelben Blumen sind doch so schön im Frühjahr)
      Eine Bestimmungsapp hast Du vielleicht auch, um sicherer zu sein.
      Viel Glück jedenfalls und sende liebe Grüße (nochmals) zurück
      Nina

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  4. Oh. Ganz pur traue ich mich WG der Haltbarkeit nicht. Ich habe auch welche getrocknet und so gegessen. Lecker, gerade weil so herb sauer! Da gebe ich Dir voll Recht. Ich habe es Sicherheitshalber auch mit einem Sieb und großem Löffel probiert. Geht, aber braucht länger.
    Danke Dir auch, sende liebe Grüße in einen hoffentlich kühler werdenden Abend zurück.
    Nina

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    1. Ich könnte schwören, ich habe Dir geantwortet, ab die App von WP sagt nein. 😊
      Ja, nicht so süße Marmelade steht bei mir auch hoch im Kurs. (Deswegen nehme ich immer Gelierhilfe noch dazu, statt der vollen Menge Gelierzucker. Allerdings hatte ich nicht genug Kornellkirschen für mehrere Gläser zusammen bekommen.
      Danke und sende liebe Grüße ins kommende Wochenende
      Nina

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  5. Liebe Nina,

    wie schon erwähnt, hat mich Dein Post über die Kornelkirsche dazu gebracht, mir ein Buch aus der Bücherei mitzubringen. Gestern Abend hatte ich aber keine Lust mehr reinzuschauen, werde aber bestimmt davon berichten.

    Es gibt so viel Wissen über unsere Pflanzen, welches in den letzten Jahrzehnten fast verloren schien. Wie gut, dass es immer Menschen wie Dich gibt, die sich damit beschäftigen und es mit uns teilen. Danke für den tollen Beitrag.

    Ach ja – ein Buch über die Samengewinnung durfte auch noch mit. Bin ganz gespannt darauf.

    Hab einen feinen Nachmittag

    Monika

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    1. Oh, eines über Samengewinnung hatte ich letztens auch ausgeliehen 😀 Es gibt Gott sei Dank Profis, die sich lange schon mit so etwas auseinander setzen. Davon habe ich profitiert!
      Hoffe sehr, die Bücher inspirieren Dich.
      Hab ein kühles Plätzchen, ich sage Dankeschön und sende liebe Grüße zurück
      Nina

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  6. Wieder so interessant was du zu berichten hast, liebe Nina…ich wüsste jetzt gar nicht wo diese Früchte hier in der Gegend wachsen. Klar, den Hartriegel kenne ich, aber die roten Früchte??? Jedenfalls werde ich danach Ausschau halten und sie zumindest mal probieren. Wahrscheinlich verhält sich das ähnlich wie mit dem Zierapfel, der ja auch roh sehr säuerlich schmeckt, aber als Marmelade habe wir ihn schon oft verwertet.

    Hab einen gemütlichen Sommerabend – lieben Gruß von Marita, die hier 8 frische Gläschen Pflaumenapfelzimtmarmelade stehen hat…dank des Hausherrn, der das Obst gepflückt und es verarbeitet hat. 😉

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    1. Oh, dass klingt auch sehr lecker und ich kann es bestimmt bei 12 von 12 bewundern. Oft hat sich der gelbe Hartriegel über angelegte Naturbereiche auch in hiesigen Ecken verbreitet. Ich kann mich nicht erinnern, dass es ihn früher viel im Sauerland gegeben hat (eher kalt und weniger kalkiger Boden daheim)
      Ich hoffe, Du kannst die Früchte mal testen.
      Danke Dir, sende liebe Grüße zurück und hab ein kühles Plätzchen
      Nina

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  7. Liebe Nina, lang ersehnt und ein toller Beitrag ist dir da wieder gelungen. Ich lerne jedes Mal etwas Neues 🙂 Das mit dem Trojanischen Pferd zum Beispiel.

    Eine wunderbare Frucht, nur etwas mühsam zum Verarbeiten, aber wenn man mal dabei ist, läuft es 😉

    Liebe Grüße

    Bianca

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    1. Du sagst es. Ich bin gespannt auf die getrockneten im Müsli. Ich wußte zwar, dass der Hartriegel hartes Holz hat, aber die Verwendungen musste ich auch nachschauen.
      Dankeschön, sende liebe Grüße und gute Woche zu Dir zurück
      Nina

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  8. Liebe Nina, lang ersehnt und ein toller Beitrag ist dir da wieder gelungen. Ich lerne jedes Mal etwas Neues 🙂 Das mit dem Trojanischen Pferd zum Beispiel.
    Eine wunderbare Frucht, nur etwas mühsam zum Verarbeiten, aber wenn man mal dabei ist, läuft es 😉
    Liebe Grüße
    Bianca

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    1. Genau, man kann zeitsparend zB entsaften oder eben länger dran sitzen und meditativ durch die Flotte Lotte drehen. Oder für s Trocknen entkernen.
      Ich hab auch gestaunt über die Geschichte des Strauches.
      Dankeschön. Sende liebe Grüße zurück. Hoffentlich habt Ihr ein kühles Plätzchen.
      Liebe Grüße
      Nina

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  9. Ich lieb sie ja alle, diese Bäume und Sträucher = Vatergen. Das Gen der Mutter, alles zu wunderbaren Gaumengenüssen zu verarbeiten, habe ich allerdings nicht ererbt. Ich bewundere all euren Eifer ( Karin Brinker ist ja auch so eine ), lass mir auch gerne was schenken, hab aber keinen Antrieb, es selbst auszuprobieren. Aber ich werd mal schauen, ob die Kornelkirsche um die Ecke so weit ist. Und dir wünsche ich schöne kulinarische Stunden!

    GLG

    Astrid

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    1. Da habe ich just bei Dir vom Tage gelesen…
      So fleißig wie Karin bin ich lange nicht. 😊 Danke auch. Also so ein wenig für den Winter ist es geworden. Es ist zu heiß um zu radeln und Nachschub zu holen und auch sowieso in der Wärme der Küche zu stehen. (Zumal es im damals noch kalten Sauerland nicht oft Kornellkirschen gab)
      Die Bäume und Sträucher finde ich heute noch interessanter, wie bei Dir die Ansteckung durch die Vorfahren.
      Hab ein kühles Plätzchen und liebe Grüße zurück
      Nina

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