Hallo Ihr Lieben.
Ich beginne meinen heutige Beitrag mit etwas Unschönerem. Im zweiten Weltkrieg waren kaum noch Mittel zur Bekämpfung von Insektenschädlingen verfügbar. Das betraf zB die Menschen, welche befallen waren von Läusen und Milben, aber auch die gefährlichen Malaria Überträger. Genau so gehörten dazu ebenfalls die Ernte reduzierenden Insekten in der Landwirtschaft. Was war man begeistert ob dem Insektenvernichter DDT! Schien es doch nur gegen Insekten zu wirken und das ganz hervorragend. (Läuse übertragen ebenfalls Krankheiten, der Kartoffelkäfer vernichtete viele Pflanzen)
Später merkte man die furchtbaren Nebenwirkungen, die sich auch durch die Nahrungskette verbreiteten. Ich möchte nur auf eine eingehen: sehr zerbrechliche Eierschalen und damit keine Nachkommen! Das kam zur Jagd auf diesen, heute vorzustellenden „Konkurrenten“ dazu.
Vor ca 30 Jahren war unser größter heimischer Greifvogel, der König der Lüfte, so gut wie ausgerottet. Das Vorbild für das deutsche Wappen, die deutsche Flagge, war in Deutschland nicht mehr zu sehen: der Seeadler
Mut, Weitblick, Kraft
Es wird nicht explizit der Seeadler als Vorbild für unseren Wappenvogel genannt, sondern nur der Adler im Allgemeinen. Da der Adler als größter Raubvogel schon das machtvolle Symbol des Heiligen römischen Reiches ab Karl dem Großen darstellte auch und vieler anderer Nationen und Adelshäuser, liegt es nahe, dass man sich eben auch den größeren ausgesucht hat 😉 Der Steinadler ist etwas kleiner.
Und nun die gute Nachricht: er fliegt wieder. Das verdanken wir dem strengen Schutz des majestätischen Vogels in der DDR, wo es zur Zeit des Mauerfalls um die 200 Seeadler gab. Weitere starke Schutzzonen unterstützten bald weiter westlich die Bemühungen, den Vogel zu retten.
Als ich meinen ersten Seeadler auf Rügen sah, war ich erst so baff, ungläubig und dann natürlich begeistert.

Bis zu zwei Meter Fünfzig Spannweite, und eine kurzer Stoß (Schwanz), welcher vielleicht hell leuchtet, weil Ihr einen alten Vogel seht. Seine Flügel wirken brettartig mit gespreitzten „Fingern“ am Ende. Sein Flügelschlag ist weit ausholend, kräftig. Möglicherweise seht Ihr auch den gelbe Schnabel im Sonnenlicht. Bei jungen Vögeln sind diese noch dunkel.

Seeadler sind sehr empfindlich in Bezug auf Störungen in der Nähe ihres großen Horstes (Nest). Sie verlassen dann die Eier, welche auskühlen und die Küken sterben noch vor dem Schlüpfen. Oder die Küken werden Opfer von Raben, zB. Also sind auch heute weitläufige Schutzzonen unerlässlich.
Dafür gibt es nun wieder über 1000 Revierpaare (Stand 2024, WWF, der NABU nennt eine niedrigere Zahl), davon auch wieder einige in Niedersachsen, Thüringen und Bayern.
In Norddeutschland hat sich der Seeadler weiter nach Westen hin ausgebreitet. Bis ans Steinhuder Meer und in die Weser-Auen und über unsere Grenzen hinweg könnt Ihr ihn als Strandgast über Euch segeln sehen, auch in den Niederlanden.

Aber es gibt ihn nicht alleine an der Küste. So könnt Ihr ihn auf der „Bislicher Insel“ in Xanten sichten (klick Bund). Auch in Duisburg gibt es ein Paar, was dieses Jahr auch hier in den Medien war. Meist halten die Organisationen, welche für den Schutz zuständig sind, die Standorte der Horste geheim, verständlicherweise.
Haliaeetus albicilla, so der wissenschaftliche Name, was so viel bedeutet wie „Meeresadler mit weißem Schwanz“, gehört zur Familie der Habichtartigen, er unser größter Greifvogel in Europa
Ab dem Erwachsenenalter, etwa 6 Jahre alt, hat der braungefiederte Vogel einen gelben Schnabel, der Kopf ist heller als der Körper und der Schwanz reinweiß. Jüngere Vögel sind insgesamt dunkler gefärbt. Das Weibchen ist größer und schwerer als der männliche Vogel. Insgesamt wirkt der Vogel kräftig, bullig.
Etwa 700 g Nahrung täglich wird gebraucht, vor allem in Form von Fischen und Wasservögeln, sowie anderen Wirbeltieren. Nicht nur im Winter nehmen sie auch Aas, was an Straßen, wo viele Tiere überfahren werden, durchaus für den Greifvogel gefährlich werden kann. Der weibliche Vogel wiegt ja auch um die 7 kg, klar benötigt dieser Vogel viel Fressen und war damit vor allem Fischern ein Konkurrent.
Dabei greift der Seeadler aus dem erhöhen Ansitz an. Wie gesagt, es sind an den Seen nicht immer Fische, (die der Mensch auch kommerziell fischt/e), der Fischadler ist aber darauf spezialisiert. Häufiger sieht man ihn niedergehen auf eine kleinere Gruppe Wasservögel, gern abseits sitzende Vögel erspähend. Nach erfolgreichem Beuteschlag jagen sich die großen Vögel durchaus schon einmal die Beute ab.
Die Lebenserwartung eines Seeadlers liegt bei etwa 40 Jahren (in Gefangenschaft), in der freien Natur werden sie bis zu 30 Jahren alt.
Ihre Nester bauen die Vögel genau so beeindruckend wie sie selber sind: bis zu 600 Kilogramm und 2 m Durchmesser können die Horste werden. Dafür bevorzugen sie große, hohe Bäume. Aber auch Felsen können als Nistort dienen. Ein altes Raubvogel- oder Rabennest wird gern als Grundlage genommen, ausgebessert und ausgepolstert. Seeadler Paare leben monogam und ganzjährig zusammen. Sie nutzen gern mehrere Horste in ihrem Revier. Die Brutzeit ist zwischen Februar und April und dauert 38 bis 40 Tage. Gebrütet wird abwechselnd auf 1 bis 3 Eiern, die Aufzucht dauert etwa 80 bis 90 Tage. Nicht immer kommen drei Jungvögel durch, es ist soger eher unwahrscheinlich, dass die Eltern immer so viel Futter bringen können und keiner aus dem Nest fällt. Die Jungvögel verlassen spätestens im Herbst das elterliche Revier und suchen sich ein Eigenes. Erst mit 4 Jahren werden Seeadler geschlechtsreif und der Weg dahin steckt voller Herausforderungen.
Adleraugen, die sind wirklich sprichwörtlich außergewöhnlich gut. Sie können ihre Beute aus einer Distanz von bis zu 1.000 Meter erkennen, wohingegen der Mensch auf maximal 50 Meter kommt. Sie sehen schärfer, haben ein weiteres Sichtfeld und können sogar mehr Farben erkennen als der Mensch. Die Augen sind im Vergleich zum Kopf relativ groß, besitzen deutlich mehr lichtempfindliche Sehzellen und zwei Sehgruben, statt einer, wie der Mensch (dort sieht man am schärfsten). Auch stellt sich die Linse sehr schnell scharf. Menschliche Augen verfügen über drei verschiedene Farbsehzellen. Durch diese sogenannten Zapfen sehen wir blaues, rotes und gelbes Licht und alle anderen, daraus gemischten Farben. Adleraugen besitzen fünf Arten von Zapfen. So können sie zusätzlich ultraviolettes Licht wahrnehmen und Weißtöne voneinander unterscheiden, die für den Menschen alle gleich aussehen. Augen eines Adlers können 150 Bilder pro Sekunde wie Einzelaufnahmen betrachten, also in Zeitlupe sehen.
Mit zunehmendem Alter wird die braune Iris immer mehr bernsteinfarben.
Diese Greifvögel rufen, hörbar in der Balz zB.: rick, rick, rick (Klick zu „deutsche Vogelstimmen“), Das geübte Ohr erkennt da vielleicht sogar den Geschlechterunterschied, denn das Weibchen hat eine dunklere Stimme.
Besonders anzusehen ist ihr Balzflug in der Luft mit einem sich hochschraubenden Paar und Scheinangriffen, Rufen im Duett und „Radschlagen“.
Sie sind territorial während der Brut, zur Not gibt es Revierkämpfen. Denn nur so können sie genug Beute fangen.
Über das Jahr werden aber nicht geschlechtsreife Jungvögel durchaus toleriert.
Die Jungvögel dagegen geben sich Schutz und Halt in Gruppen, jedoch nur, wenn genug Nahrung vorhanden ist. Raufereien untereinander sind da als Lehrstücke für den Überlebenskampf insgesamt zu sehen.
Trotz seiner Größe hat der Vogel auch Feinde neben dem Mensch: Rabenvögel und den Habicht
Es gibt unzählige Mythen und Geschichten um Adler (im Allgemeinen). Er ist der Vogel des Zeus. In den nordischen Mythen sitzt er im Weltenbaum Yggdrasill, zwischen seinen Augen den Habicht Vedrfölnir sitzend, der die Welt beobachtet. Der Riese Hræsvelgr bringt den Wind mit seinen Adlerschwingen und auch Odin kann sich in einen Adler verwandeln.
Schöne Doku in der Mediathek (klick) bei 3sat: Der Flug des Seeadlers (habe ich leider erst nach meiner Recherche entdeckt)
Die Geschichte vom Adler und Zaunkönig hab ich hier schon einmal im Zuge eines Jahresprojekt erzählt. Außerdem ist es schon der zweite Adler, den ich hier portraitiere.
Ich hoffe, ich konnte Euch „seine Majestät, den König der Lüfte“ etwas näher bringen, auch wenn der Beitrag wieder länger geworden ist.
Verlinkt wird natürlich wieder bei der Zitronenfalterin, die immer noch unermüdlich unsere Jahresprojekte sammelt, Danke Dir!
Verlinkt auch beim Creativsalat

















































