Neues Lesefutter für Naturfreunde und Fantasten

Hallo Ihr Lieben.

Nach viel Regen kommt Sonnenschein und es ist eine wahre Wohltat, diese sich wärmend auf den Pelz scheinen zu lassen, wenn Ihr versteht was ich meine. Winterschlaf und Pelz und Frühling und Wärme und Sonne und ein gutes Buch!

Also, hier etwas für die ersten lauen Stunden draußen:

„Der Rabengott“ von Ann Leckie ist ein Fantasy Roman, der gerade so gar nicht in die momentan vorherrschenden Schubladen des Genres passt (wer sich die entsprechenden Präsentationen in den Buchhandlungen ansieht, weiß was ich meine).

Seit Jahrhunderten wird das Königreich Iraden von einem Gott beschützt: Er heißt der Rabe und residiert in einem Turm in der mächtigen Hafenstadt Vastai. Er kommuniziert über einen echten Raben, der seinem Statthalter berichtet. Stirbt der Vogel, muss auch der Statthalter sterben. Bis dahin führt er aber ein sehr privilegieres Leben und hat Macht. Macht, die an den Sohn weitergegeben werden wird. So ist die Regel. Nun ist der letzte Statthalter nach dem unerwarteten Tod des Raben aber verschwunden, hat sich angeblich dem Ritus entzogen. Der herbei geeilte Sohn Mawat, erfährt nicht nur diese erniedrigende Nachricht, auch ist ihm sein Geburtsrecht von seinem Onkel entzogen worden. Dieser hat, da der Sohn ja die Grenzlande bewacht hätte und womöglich zu spät heimgekommen wäre, den Titel des neuen Verbindungsmannes bekommen, an sich gerissen. Mawats Freund, der Kämpfer Eolo, zum ersten Mal in Vastai, erkundet in den nächsten Tagen die Stadt und erfährt nach und nach mehr, wie es zu den aktuellen Ereignissen kommen konnte.

So viel zur kurzen Einführung. Sehr vielversprechend beginnt der Roman. In seiner Erzählform ist er besonders, wie ich noch kein Buch gelesen habe. Durch das gesamte Buch hinweg wird uA. die Handlung aus der Perspektive einer Gottheit, welche aber nicht der Rabe ist, erzählt. Er wählt die Ich Perspektive bei dem allgemeinen Verlauf und die Du Perspektive, sobald es um Eolo geht, der wichtigsten Figur. Außerdem springt er in der Zeit auch etwas hin und her, da selbige kaum Bedeutung für ihn hat. Wer diese Erzählperson im Buch war, ist mir erst etwas später aufgegangen, ich spoilere da gerade ein kleines bisschen. Aber es erleichtert hier das Verständnis. Dieser Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Sprache an sich ist wohlgefällig (ich habe absichtlich diese schöne alte Wort gewählt). Ab und an wiederholt sich im ersten Teil, bei den Gesprächen und Nachforschungen, zu viel und es wirkt etwas zäher. Leider ist es dadurch etwas schwerer, flüssig zu lesen, durch die Wechsel von Du zu Ich. Man findet auch nicht ganz so den Zugang zu den Figuren. Diese Hauptfiguren hätten etwas mehr Tiefe vertragen können.

Je mehr sich aber das Ende anbahnt, um so spannender wird es und die losen Enden werden verknüpft.

Diese Idee, aus der Perspektive einer Person erzählen zu lasse, welche selbst nicht aktiv mitmacht und doch alles sieht, spielt eine prägnante Rolle in der Geschichte. Erst viel später im Buch erfährt man die genauere Identität der Stimme. (Und da diese Perspektive wechselt, haben wir nicht den klassischen Ich Erzähler). Wenn man sich auf den Roman einlässt, bekommt man mal ein ganz anderen Lesestoff. Auch ist das Buch wunderschön gestaltet und natürlich hat der Klett Cotta Verlag in der Herstellung nicht gespart. Wer über das Cover streicht, bemerkt die Prägung. Auf dem Buchschnitt sind Rabenfedern abgebildet. Gebunden und mit Lesebändchen und angenehm zu lesendem Textbild, ist es einfach ein wunderschönes Buch.

Ann Leckie: Der Rabengott bei Klett Cotta (Hobbit Presse)

im März erschienen (und da mit der Titel vom Verlag zur Verfügung gestellt wurde, ist diese Besprechung als Werbung zu kennzeichnen – die Bereitstellung des Exemplares hat meine Meinung nicht beeinflusst)

Einen weiteren fantastischen Titel, der auch gerade nicht in die alles überschwemmende Welle der Bücher new adult Fantasy mit Drachen und unmöglichen Liebschaften passt:

Rachel Caine: Tinte und Knochen beim Heyne Verlag erschienen (und auch mit einem bunten Buchschnitt – sehr schön aufgemacht).

Eine Freundin hatte mir dieses Buch sehr empfohlen und geschenkt. Das Lesen hat sich sehr gelohnt! Rachel Caine hat diese Reihe, deren ersten Band Ihr hier seht, schon vor Jahren geschrieben und in Amerika damit Bestseller produziert. Mitlerweile ist die Autorin 2020 vertorben. Wie so oft, werden solche Titel/Bestseller aus den USA hier erst mit Verspätung (wieder) entdeckt und aufgelegt. Der zweite Band ist für Mai geplant (insgesamt 5 Bände).

Stellt Euch vor, Bücher wären Euch als Normalleser verboten! Unvorstellbar, oder? Es gibt Bibliotheken, diese sind aber nur einer bestimmten Gruppe vorbehalten. Wer sonst ein Buch haben möchte, muss sich eines auf illegalem Wege beschaffen. Unsere Hauptpersohn, Jess, ist so ein Bücherschmuggler. Schon vom Vater als Kind zum Schmuggler, auch Flitzer genannt, angelernt (und das nicht gerade mit Sanftheit), wächst Jess damit auf, beim Ergreifung sogar hingerichtet zu werden. Aber Jess liebt Bücher! Und nun erschleicht er sich einen Job in so einer „magischen Bibliothek“. Die Handlungen spielen in einer alternativen Zeitlinie, im London, Ägypten (ich sage nur Bibliothek von Alexandria) und Oxford des Jahres 2025 und werden aus der Sicht von Jess in der Ich-Perspektive erzählt. Es werden durchaus auch historische Tatsachen mit eingeflochten. Die Sprache gefällt mir und die Handlung ist immer im Fluss und sehr spannend. Alle Charaktere sind unterschiedlich und gut ausgearbeitet. So lernen wir Erfindergenie Thomas aus Berlin, die geheimnisvolle Morgan aus Oxford oder Waffen-Lehrmeister Wolfe kennen. Mir hat sehr gefallen, dass die Geschichte sich nicht in die Schubladen „Dystopie, Abenteuerroman, oder Fantasy“ stecken lässt. Ein wenig Steampunk lässt grüßen. Und auch wenn es ganz schön dramatisch wird (keine Sorge, es gibt keinen Cliffhanger, was ich sehr gut finde), gibt es auch etwas Romantik (eben das ganz normale Miteinander).

Und dann wie versporchen zu dem naturwissenschafftlichen Band, den ich Euch hier schon angeteasert habe: Jens Soentgen (Illustrationen Vitali Konstantinov) Von den Sternen bis zum Tau erschienen im Peter Hammer Verlag

Wer sich immer schon gefragt hat, wie was warum genau so in seiner Umwelt funktionierte, der gerne Phänomene der Natur ergründet oder einfach nur mehr über die Welt und auch das All wissen will, der ist genau richtig mit diesem Buch. Natur und Kosmos erzählen uns (erzählt uns Jens Soentgen, der Chemiker und Philosoph ist) fantastische Geschichten. Und Ihr könnt ganz einfach auch noch selber kleine Experimente machen. Da ist das Buch übrigens absolut „alterslos“. Ihr fangt mit dem Griff nach den Sternen an und hört beim Leben im Staub auf. Oder auch nicht. Denn dieses Buch verleitet dazu, einfach mehr zu erfahren, die Phänomene und Zudammenhänge genauer erforschen zu wollen. Einfach, weil Soentgen einen ganz wunderbar dazu animiert. Das Buch war übrigens auch ein Geschenk.

Und zum Schluss möchte Ich Euch noch ein geschenktes Buch ans Herz legen. Allein, weil ich so manches Vogelportrai hier gebracht habe, ist diese Vorstellung dieses Titels doch fast schon ein Muss:

Silke Hartmann: „Die Superkräfte der Vögel“ im Kosmos Verlag

Silke Hartmann, die Vogelguckerin, habe ich als Podcasterin und Bloggerin schon mal hier erwähnt. Sie erzählt ungemein erfrischend und sehr interessant von Vögeln – und eben von ihren Superkräften, Besonderheiten. Das Buch ist nett illustriert und sehr leicht und angenehm zu lesen. Ob man es nun in einem Rutsch durchliest oder Stück für Stück, es macht einfach Spass, immer mehr von Vögeln (und wie Silke Hartmann sie erlebt) zu erfahren. Einfach, weil solche Informationen und Erfahrungen in keinem Bestimmungsbuch stehen. Wusstet Ihr, dass das Rotkehlchen, was so rabiat an der Futterstelle sein kann, ein ganz liebenswerter Vater ist und leise für seine Küken im Nest singt? Oder die Navigationshilfen von Vögeln werden erklärt, denn wer hat sich nicht schon mal gefragt, warum diese immer wieder als Zugvögel ihre Wege finden. Oder dass Feldlerchen beim langen Singen in der Luft nicht nach selbiger schnappen? Ich glaube, sehr viel mehr muss ich nicht hier schreiben, oder? Auch diese Buch war ein Geschenk.

So, ich hoffe, Ihr habt bis hier her durchgehalten 🙂 und es war vielleicht ein neuer, interessanter Titel dabei.

Auf in neue Buchwelten!

18 Gedanken zu “Neues Lesefutter für Naturfreunde und Fantasten

  1. „Von den Sternen bis zum Tau“ hat so einen schönen Einband! Das habe ich schon öfter bewundert. Der Rabengott hört sich für mich besonders interessant an! Das setze ich auch meine unendliche Buchliste 😀 Ich habe letztes Jahr „Jonathan Strange & Mr. Norrell“ von Susanna Clarke gelesen, da gibt es einen Rabenkönig, obwohl das Buch echt großartig ist, konnte ich mich nicht so richtig fallen lassen im Lesen, nun lese ich „Die Damen von Grace Adieu“ ein Folgebuch mit Kurzgeschichten und finde es wunderbar. Vielleicht gebe ich dem anderen Buch zu einem anderen Zeitpunkt nochmal die Chance. Ich frage mich manchmal nämlich, ob es wirklich an dem Buch selbst liegt, wenn man nicht so richtig in den Leseflow kommt und so richtig eintauchen oder ob es an einer fehlenden Grundstimmung von einem selbst liegt, dass es nicht so klappt. Oft tu ich mir auch schwer mit Büchern, die andere so hochpreisen und finde andere wiederum ganz großartig, die nicht so gehyped werden. Was auf jeden Fall sicher ist, dass Bücher eine ungeheure Bereicherung im Leben sind. Da eröffnen sich Welten! Hab einen schönen Tag + liebe Grüße!

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    1. Ich liege fast nie im Trend mit meinen Büchern 🙂. Jonathan Strange & Mr. Norrell fand ich gerade am Anfang auch sehr schwierig rein zu kommen, ist aber schon länger her. Die Kurzgeschichten muss ich mir mal ansehen.
      Bücher sind unverzichtbar hier. „Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt“ (J. L. Borges)
      Warum manche Bücher bei einem funktionieren und andere nicht? Das habe ich auch noch nicht heraus bekommen. War vielleicht der Grund, warum mir dann der Bereich Fachbuch eher gelegen hat, beruflich (was ich mir vorher nie vorstellen konnte).
      Ich hoffe, Du findest noch viele wunderbare Bücher!
      Liebe Grüße und Danke Dir
      Nina

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  2. Liebe Nina,

    Fantasy ist nicht so meins, aber das letzte vorgestellte Buch könnte mich interessieren oder noch besser als Geschenk für den Hausherrn in Betracht kommen. Super Tipp und ja wir waren in der Senfmühle auch zu einer Führung und demnächst gibt es mehr auf dem Blog über unseren Aufenthalt in Monschau und die Unternehmungen.

    Lieben Gruß und bis heute Abend???, Marita

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    1. Bestimmt bis heute Abend ☺️
      Monschau ist ja auch so ein schönes Städtchen, ich freue mich auf den Bericht!
      Das Vogelbuch ist sehr unterhaltsam und war für mich auch voller Neuigkeiten.
      Danke Dir, dann hab einen schönen Tag, wir lesen uns.
      Liebe Grüße zurück
      Nina

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  3. Du liest in einer anderen Welt als ich liebe Nina,

    auch wenn Deine vorgestellten Bücher sich interessant anhören.

    Nur der Bücherschmuggler, das könnte ich mir noch vorstellen.

    Danke für die Rezensionen, ganz lieben Gruß

    Nicole

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  4. Liebe Nina,

    da kklingt ja ein Buch interessanter als das andere. Ich hin gespannt ob ich mir das ein oder andere mal in Realität ansehe. Die Zeit hätte ich….. 😁 Vielen Dank fürs Vorstellen.

    Viele liebe Grüße deine nähbegeisterte Andrea 🍀🌷

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  5. Letzteres wüsste ich auch an jemanden zu verschenken… Ansonsten stelle ich mal wieder fest, dass wir uns in sehr unterschiedlichen Buchsphären bewegen. Fantasy ist so gar nicht meins, obwohl der Rabe auch mein Totem ist ( ich hatte zwei Mal auch eine Rabenklasse als Klassenlehrerin ). Aber ich glaube, was mich fasziniert ist für dich eher langweilig und umgekehrt. Zum Glück gibt es so ein immenses Angebot, und hier stapeln sich auch schon wieder große und kleine Bände.
    GLG
    Astrid

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    1. Oh, ich finde es gar nicht schlimm, dass Du kein Fantasy magst. Ich habe da auch so meine Wellen – und im Moment ist die eher in fantastischen Welten unterwegs. Mit dem Vogel an sich hat das Buch auch recht wenig zu tun. Ich glaube, da hat man eben einen Vogel genommen, der von uns immer schon etwas mit Magie verbunden wurde, oder weil der Rabe einfach so ein besonderere Vogel ist.
      Viel Spass jedenfalls bei Deinem Abbau des SuB.
      Liebe Grüsse zurück (ich muss/darf jetzt noch Deine heute erschienenes Frauenportrai lesen)
      Nina

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