Englische Träumereien

Hallo Ihr Lieben.

Lumpensammler, Hanebummel, Scherenschleifer

Immer wieder gibt es sie in Geschichten. Oft mit fantastischen Ausflügen. So sehr den Menschen Hausieren missfällt, so faszinierend scheinen sie sie trotzdem zu finden. Zumindest als Quelle guter Geschichten!

Und das hier ist so eine, eine schrage, fantasievolle Geschichte.

Treacle Walker

Der Wanderheiler von Alan Garner im Klett Cotta Verlag

(Werbung, das Buch wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt, was meine Meinung aber nicht beeinflusst hat)

»Knochen, Lumpen und Papier! Reibstein und Geschirr, das gibt der Lumpensammler dafür!«

Ein Junge wohnt alleine in einem alten Haus im Nordwesten Englands. Als er die Rufe von Treacle hört, läuft er raus und will einen Handel eingehen, alleine aus Neugier. Viel hat er nicht zu tauschen, aber es reicht für einen besonderen Stein und ein Fläschchen, welche er sich aus einer Kiste nehmen darf.

Joseph ist schon etwas Besonderes. Versunken in Comics und Murmeln und  Geschichten, auf einem Auge schlecht sehend. Und doch scheint dieses Auge Anderes sehen zu können.

„Für jedes Warum gibt es ein Darum. Oder?“

Ein schmales Bändchen, eine kurze Geschichte. Mit Knittelversen oder gar nur einzelnen Wörtern unterhalten sich Jacob und Treacle. Manchmal wird auch geflucht und ich musste an das Sprichwort mit dem Kesselflicker denken. Zwischendrin fragt man sich, ob sie sich wirklich unterhalten, worüber und warum sie sich austauschen. Allerdings kennen wir Deutschen viele Limericks und Geschichten aus Großbritannien gar nicht. Auch können wir Dialekte, welche einfließen, unübersetzbar sind, nicht nachvollziehen. Aber vielleicht weiß der Leser, wie wichtig Namen sind, Türschwellen und Vogelrufe, was Bäume für Bedeutungen haben. Verwirrende Andeutungen, die den Leser erst nicht weiterbringen.

„Der Schornstein. Er ist das Herz von allem, das ist. Um ihn dreht sich der Himmel. Er ist der verbindende Weg. –
Verbinden? Was denn verbinden? –
Die Erde, den Himmel und die weisen Sterne.“

Und trotz aller Verwirrungen, die einen beim Lesen beschleichen, vielleicht ein Traum aus dem man erwachen möchte, muss und will man weiterlesen. Denn am Ende findet sich alles. Und die Auflösung, so man sich auf die Kurzgeschichte einlässt, ist so kurz und passend, wie das ganze Buch.

Ob sie Euch gefallen wird, kann ich nicht sagen. Denn ich denke, sie wird in zwei Lager spalten. Und das Ende begreift man auch erst, wenn man die Geschichte hat sacken lassen und darauf herum gedacht hat. Und dann erkennt man vielleicht, warum das Cover traumhaft aussieht und einen Erlenzweig zeigt.

Wie so oft bei Hobbit Press/Klett Cotta hat mich das Äußere schon angesprochen, Cover und Herstellung (ein richtiges, gebundenes Buch, sehr angenehmer Satz, einen Buchumschlag) sind wichtig für diesen Verlag und rechtfertigen den Preis, nicht nur für Sammler.

Wer sich darauf einlassen mag (eine lange Zeit muss man nicht einplanen) sollte vielleicht vorm Kauf einmal kurz reinschauen, dann das Gelesene sacken lassen, und noch einmal lesen und sich verzaubern lassen.

Verlinkt beim Kaminroten Lesezimmer

13 Gedanken zu “Englische Träumereien

  1. Liebe Nina,
    ich müsste in das Büchlein hineinlesen um zu entscheiden, ob es mir gefällt. Mach ich allerdings in der Buchhandlung auch öfter mal. 😉
    Heute ist dein Päckchen angekommen…ganz herzlichen Dank dafür, hab mich sehr gefreut.
    Lieben Gruß und hab einen gemütlichen Abend, Marita

    Gefällt 1 Person

    1. Das ging ja diesmal etwas schneller, wie schön. Ich versuche immer erst in ein Buch reinzulesen. Es kann noch so ein geliebter Bestseller sein, wenn mir der Stil nicht gefällt… Und ob man die Wortspielereien mag oder nicht, bedarf wohl wirklich einen Blick hinein. (Buch ist auch schon verliehen)
      Han einen nicht so schwühlen Abend 😄und ganz liebe Grüsse zurück zu Dir
      Nina

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