Hallo Ihr Lieben.
Und sie fliegt doch.
Physikalisch unmöglich? Wenn man sich ihren großen Körper, ihre Proportionen ansieht, werden Fragen aufgeworfen. Und der Text der Überschrift war lange ein „wissenschaftlicher Ausspruch“ . Es ist auch der Buchtitel von Dave Gouldon, der über diese Bienen ein viel gelesenes Buch geschrieben hat. (Selbiges konnte ich mir jetzt auch aus der Bücherei ausleihen, aber da dort Serverumzug ist, ist die Onleihe oft offline und es fließt noch nicht mit in den Beitrag, ich bin zu wenig zum Lesen gekommen)
Die meisten ahnen es schon, um wen es heute gehen wird. Großer Körper, kleine Flügel…?
Hummeln
lateinische Bezeichnung Bombus = Brummen/Surren




Und ja, Hummeln gehören in die große Bienenfamilie (Apiformes).
Immer und immer wieder fotografiere ich diese dicken Brummer. Und wisst Ihr, dass bei diesen Fotos noch die Lieblingsfarbe der Hummeln fehlt: Blau

Als Kind hatte ich eine Schallplatte, eine LP mit der Geschichte: “ Der kleine dicke Zauberer“. Ja, diese Geschichte hat mit diesem Beitrag zu tun. Und ja, ich habe leidenschaftlich gern Schallplatten gehört. Zur Geschichte. Der Zauberer will der beste sein und Gold gilt es zu zaubern. Er ist ehrgeizig und gemein, drangsaliert seinen fleißigen Gehilfen. Das Ende vom Lied: der kleine, dicke Zauberer wird verzaubert: in eine kleine, dicke Hummel. Immer, wenn wir im Garten meiner Mutter eine dieser großen Hummeln gesehen haben, war dies der bewußte „kleine, dicke Zauberer“. Noch heute betitel ich besonders die Königinnen im Frühjahr als „kleiner dicker Zauberer“. (Natürlich weiß ich, dass sie keine Zauberer sind)
Nun aber zum Portrait und ich konzentriere mich dabei auf Erd- und Gartenhummel, eben weil sie in der Erde nisten.
Sie gehören zu den Hautflüglern, sind groß, schwarz und stark behaart (nur eine Glatze haben manche durch Abrieb am Eingang, alte Hummeln verlieren so auch über einen längeren Zeitraum überall Haare).
Erdhummeln haben einen gelben Streifen hinter dem Kopf, eine zweite, gelbe Binde ist auf dem Hinterleib. Das Körperende ist weiß behaart. Die Körpergröße variiert zwischen 11-23 cm.
Gartenhummel (Bombus hortorum): Die Königinnen der Gartenhummel erreichen eine Körperlänge von 17 bis 20 mm. Die seht Ihr im März wohl am häufigsten. Sie hat die kalte Jahreszeit in ihrem sicheren Quartier auch in Starre überwintert. Gartenhummeln besitzt ebenfalls gelbe Querbinden, sowie eine weiße Hose. Während die Erdhummel allerdings nur zwei breite goldgelbe Querstreifen an Nacken und Hinterleib besitzt, hat die Gartenhummel einen dritten, ebenfalls gelben Streifen am Brustbereich.
Die Erdhummeln, (Bombus terrestris, die dunkle Erdhummel), hat einen kürzeren Rüssel, die Gartenhummeln einen langen. (Das macht sie übrigens so wertvoll bei Blüten, deren Stempel tief liegt, bzw deren Blütenkelche lang sind und wo Bienen nicht heran kommen zum Befruchten)
Die Gartenhummel ist sowohl Nestbezieherin als auch Nestbauerin. Das heißt, sie nistet bevorzugt unterirdisch im Boden, häufig in verlassenen Mäusenestern, die sie bezieht. Aber sie baut auch Höhlen. Diese Löcher harken fleißige Gärtner*innen übrigens oft kaputt. Ich versuche die Einflughöhlen vorher ausfindig zu machen. Selten sucht sie auch oberirdisch in verlassenen Vogelnistkästen und sogar in Gartenhütten einen Nistort. Dort legt sie fleißig Eier zur Gründung eines neuen Staates. Denn außer der zukünftigen Königin überlebt das Volk den Winter nicht. Und sie sind keine Einzelgänger wie viele Wildbienen, eher gesellig.

Die „junge“ Königin kehrt wohl gern in bekannte Gefilde zurück. Ein meist unterirdischen Bau wird angelegt. Sie wird dann die Mutter der nächsten Königinnen. Eine Königin lebt bis zu 12 Monate, 8 davon in Winterruhe. Ihre Arbeiterinnen und Drohnen fliegen dagegen nur 3 – 4 Wochen. Etwa 50-120 Arbeiterinnen leben dann in dem Nest, was relativ klein ist. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass sie für ihre Pollen und Nektar sogar 2 km weit fliegen? Und sie sind nicht wählerisch, aber haben eben auch viel Konkurrenz (bis auf oben erwähnte lange Blüten, so sichern Löwenmäulchen und Luzerne ihr Überleben, wenn alle Nektar und Pollen im Sommer sammeln). Der Nektar und auch die Pollen werden in Taschen aus Wachs im Nest gelagert. Der Nachwuchs, welcher als Ei auf diese Wachstasche gelegt wurde, bedient sich selber nach dem Schlüpfen als Larve davon. Man nennt diese Mischung aus Pollen und Nektar „Bienenbrot“. In die Mitte der Eier ist von der Königin aus Wachs ein „Honigtopf“ aufgestellt worden, für alle. Auch sie selber bedient sich daraus, wenn sie z.B. die Eier wärmt und sich nicht viel fortbewegen sollte. Ein Nest wird um die Brutkammer aber auch mit einer wärmenden Schicht aus einer Wachs und Moos/Gras Mischung geschützt. Die alles umfassende Wachsschicht wird im Jahresverlauf immer wieder ausgebessert. Eine wichtige Rolle spielen Hummeln übrigens bei der Befruchtung der Obstblüten, die ja nun früh im Jahr ist. Sie sind oft viel früher unterwegs als Honigbienen. Frecherweise sparen sich Hummeln aber oft das Durchzwängen bei länglichen Blütenkelchen. Sie beißen die Blütenblätter dort durch, wo sie an den Nektar kommen. Sie holen zwölfmal mehr Nektar als Honigbienen und sie sammeln auch bewusst beides (Bienen nur eines von beiden).
Erdhummeln (es gibt die dunkle, häufigere und die helle) sind übrigens die größten Hummeln in Europa und früh dran im Jahr, wir sehen sie im Februar schon. Wußtet Ihr, dass die Erdhummeln sogar gezüchtet werden für Treibhäuser, vor allem für Tomaten. Wenn Ihr im Garten Tomaten anbaut oder Erbsen und Bohnen, achtet auf Hummeln. Übrigens verteilen Hummeln durch ihre Vibration die Pollen sehr effektiv.
Kein Wunder, dass wir uns fragen, wie diese großen Brummer überhaupt fliegen können! Physikalisch geht das doch gar nicht, heißt/hieß es!
Wichtig für ihre Flugfähigkeit ist z.B. die Muskulatur. Die Hummel hat eine effektive Brustmuskulatur. Diese ist stark genug, den großen Körper in die Luft zu heben und schnell voran zu bringen. Außerdem sind die Flügel mit einer durchsichtigen, stabilen und sehr flexiblen Membran über Adern bespannt, für einen kräftigen Auftriebsmittel für schnelle und weite Flüge. Die Aufteilung des Körpers ist wichtig. Trotz und auch gerade wegen des großen Hinterleibes ist die Stabilität perfekt. Ebenfalls wichtig ist ihre Flügelschlagfrequenz, eine Superkraft. Hummeln haben die Fähigkeit, ihre Flügel mit einer bemerkenswert hohen Schlagzahl zu bewegen, zwischen 200 und 240 Schlägen pro Sekunde. Das gibt immensen Auftrieb, vergleichbar mit einem Hubschrauber. Hummeln können ihre Flügeln flexibel anpassen, beugen. Dadurch können sie durch Blumengewirr manövrieren und sogar auf einer Stelle schweben. Drei-, viermal so viele Bestäubungen wie Honigbienen schafft die Hummel dabei. Die Bewegung der Flügel erinnert an Achten. Ihr kennt auch noch ein anderes Insekt, einen Räuber, bei dem viele Leser*innen eher wissen, dass sie ähnlich dem Hubschrauber fliegen: Libellen. Dass Hummeln eine ganz ähnliche Technik haben, weiß kaum wer. Wissenschaftler im letzten Jahrhundert wunderten sich nur, dass die augenscheinlich vergleichsweise kurze Flügel, sie überhaupt tragen: Auftrieb und Schub durch Luftwirbel! In Wirklichkeit sind die Flügel nämlich größer als bei vielen anderen Insekten und auch die Membran flexibel. Hummelflügel sind eher dreieckig und wie oben erwähnt, sehr beweglich. In Wirklichkeit sind sie also sehr viel effektiver. Ein Zusammenspiel vieler cleverer Ideen der Natur. Das laute Summen sind übrigens die Brustmuskeln.
Und diese Muskeln sorgen auch für eine wärmende, gute Durchblutung. Daher sehen wir eben Hummeln so viel früher im Jahr oder in kalten Gebieten, in die sich andere Insekten viel seltenere, eher gar nicht verirren. Sie fliegen auch bei Regen und Schnee. Wenn die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, versorgen sie ersteinmal ihre direkt darauf dolgenden Schwestern. Dann erst gehen sie auf Nahrungssuche außerhalb. Ab jetzt kann die Königin und Mutter ihre Suchflüge einstellen und bleibt ihr Restleben im Bau. Daher sehen wir am Anfang des Jahres so viele große Hummeln und später viel mehr die kleineren. Im Juli ändert sich alles dann wieder. Bis jetzt hat die Königin ein Pheromon produziert, welches dafür gesorgt hat, dass nur Arbeiterinnen geboren wurden. Nun stellt sie diese Abgabe ein und in den neu gelegten Eiern können mehrere hunderte Drohnen und etwa hundert neue Königinnen heranwachsen. Nach der Begattung verlassen sie das Nest für immer und im/bis zum September stirbt das alte Nest mit der alten Königin ab. Im Winter fahren die jungen Königinnen ihren Stoffwechsel so stark herunter, dass sie sogar eine gewisse Zeit unter Wasser überleben können.
Das Hummeln eher friedfertig sind, wissen viele. Männliche Hummeln, Drohnen, haben gar kein Stechorgan. Weibliche Tiere geben beim Stich weniger Gift ab als zB. Honigbienen und ihre Stacheln ohne Widerhaken bleiben auch nicht stecken. Vorher warnen diese Insekten aber, sie zeigen uns „das mittlere Beinchen“. Als letztes Mittel werfen sie sich laut brummend auf den Rücken und demonstrieren ihre Wehrhaftigkeit. Das allerletzte Mittel ist der Stich. Und ja, Hummeln können auch beißen. Dieses passiert, bevor die verängstigte Hummel sticht. Sie hält sich sozusagen mit den Beißwerkzeugen fest, um eine bessere Position zu bekommen. Wirklich hartnäckig werden sie eigentlich nur bei der Verteidigung/Zerstörung des Nestes.
Ihre Beinchen sind auch noch zu etwas Anderem gut. Jede Hummel hat dort ihren ganz eigenen Geruch und beim Bestäuben markiert sie so die Blüte als „bestäubt“.
Bei uns in Deutschland leben etwa 30 verschiedene Hummeln, einige bedroht, da sie spezialisiert sind. Im Hochsommer fehlen oft die Blüten. Intensive Flächennutzung bedeutet oft, dass entsprechende Futterpflanzen fehlen. Früher gab es als Grundüngung Klee/Luzerne. Heute Kunstdünger. Jeder Gartenbesitzer kann etwas dagegen tun. Eine sonnige, eher „unaufgeräumte“ Ecke im Garten für ein Nest und heimische Blüten im Garten helfen. (Pflanzenschutzmittel und Klimawandel setzen ihnen auch sehr zu, mit Hitze kommen sie weniger klar, als mit Kälte) Das hilft mehr als diese kleinen Hummelkästen oder umgedrehte Blumentöpfe, denn das Natürliche ist doch immer besser.
Einen besonderen Platz nehmen die Arten der sogenannten Kuckuckshummeln ein. Es sind Sozialparasiten und legen Eier in fremde Nester. Das wollte ich nur erwähnen, denn die werden dann zB im Erdhummelnest mit groß.
So prägnante Insekten nehmen auch im Kulturkreis des Menschen einen besonderen Platz ein. Vom Glücksbringer über Hexen- und Teufelspersonifizierung reicht der Volksglauben weit. Hummeln, welche unter der Erde summen, sind Todesboten. Aber auch der Glaube, dass das Auffinden eines Hummelnestes einen Schatzfund prognostiziert. Im Schwäbischen halten sie als böser Geist, der Vierkrankheiten verbreitete. Wenn man eine Hummel begrub, bekämpfte man diese. Nicht nur im Fränkischen gilt sie aber auch als Frühlingsbotin. Oder wenn keine Hummeln fliegen soll es regnen (dabei sind sie auch bei schlechtem Wetter unterwegs).
Vielleicht habt Ihr aber gerade auch eine Melodie im Kopf. Der russische Komponist Nikolai Rimski-Korsakow setzte ihrem lautmalerischen Flug ein musikalisches Denkmal. (Wie schnell die Streicher beim „Hummelflug“ immer spielen müssen, fand ich faszinierend)
Mit dem vorübergehenden Abschied der Hummeln für dieses Jahr hatte ich damit doch perfekte „verborgene Tiere“ für das Jahresprojekt. Nur, dass diese kleinen – großen Brummer eigentlich viel mehr Platz gebraucht hatten, als diesen Beitrag. (Aber da gibt es ja obriges Buch noch) Ich hatte etwas Mühe bei diesem Beitrag.
Verlinkt ist er jedenfalls wieder bei der Zitronenfalterin und auch beim neuen Magic Craft und Creativsalat und niwibo sucht Natur

Auch als Milchtütendruck gibt es eine Hummel















