Gar nicht nett

Hallo Ihr Lieben.

Dieses Mal habe ich einen Vogel für Euch, der vielleicht gar nicht so bekannt ist. Dafür kennt ganz sicher jede/jeder das Schimpfwort: Schnepfe.

Gar keine nette Bezeichnung für eine Frau ist dieser Name. Warum gibt dieses wirklich sehr heimlich lebende Tiere die abwertenden Bezeichnung für Frauen? Der Name für den Vogel, den ich diesmal vorstelle, ist eigentlich Waldschnepfe, kurzgefasst: Schnepfe (mittelhochdeutsch „snepfe“, althochdeutsch „snepfa“; vermutlich benannt nach dem langen, spitzen Schnabel)  Abwertend wird zu einer Prostituierten (und auch so zu Frauen als Schimpfwort) Schnepfe gesagt. Woher das kommt, mag ich Euch u. A. hier erklären:

links die Waldschnepfe, rechts eine Doppelschnepfe, Quelle mein Kosmos Vogelbuch

Die Waldschnepfe ist verwandt mit den Strandläufern, dem Brachvogel oder auch dem Grünschenkel, welche Ihr vielleicht eher kennt. Denn die Waldschnepfe ist ein sehr heimelig, einzelgängerisch lebender Vogel in unseren Wäldern. Der Vogel mit „dem langen Gesicht“ ist dazu auch in der Dämmerung am aktivsten.

Quelle, mein Buch: Unsere schöne Vogelwelt in Garten, Feld und Wald

Die gut durch das braun geflecktes Gefieder getarnte Schnepfe, hat eine ganz besondere Brautwerbung.

Wieder als Stempel geschnitzt

Bei seiner Balz fliegt das Männchen zu seinem „Schnepfenstrich“. Jedes Jahr im Frühjahr kommen immer wieder an den selben Stellen mehrere Schnepfen zusammen. Die „Herren“ fliegen im graden, dann gaukelndem, niedrigem Flug über die ausgewählte Strecke, sinken herab, um danach erneut über die Waldlichtung zu streichen. Die Männchen vollführen den Flug sehr langsam. Gut am Boden versteckt und abwartend sitzen die weibliche Schnepfe. Bei dieser Werbung ist der knarrende Ruf (des Männchen) zu hören, oft sind es auch mehrere „Herren“, die „Dame“ gibt nur leise Laute von sich. Treffen Männchen aufeinander, behindern sie sich im Fluge mit den Schnäbeln, wie im Degengefecht. Dieses Verhalten des immer wieder hin und her Fliegens hat wohl Ähnlichkeit mit jungen Menschen aufgezeigt, die (vielleicht) auch so um einander werben, zumal, (besonders früher,) auf die Rückkehr der Vögel als Frühlingsboten geachtet wurde.

Die Waldschnepfe bevorzugt eher ruhige und grosse Laub- und Mischwälder, was im zersiedelten Deutschland nicht immer ganz einfach ist. Sie ist ein Zugvogel und brütet oft in nördlicheren Ländern. Die Gelege sind am Boden und werden nur vom Weibchen betreut, welches gut aufpasst: das Gebiet sichert sie durch die optimale Lage der Augen mit einer 360° Sicht. Es gibt Beobachtungen, das die Schnepfe bei Störungen ihre Kücke nach und nach auf dem Rücken fortträgt. Lieblingsspeise sind Regenwürmer, die mit Schnabelgetrommeln auch schon mal an die Oberfläche gelockt werden, aber auch Insekten stehen auf dem Speiseplan.

Eine weitere Besonderheit möchte ich noch erwähnen. An den Flügeln der Schnepfe sitzen die berühmten „Malerfeder“. Diese wurden tatsächlich auf Grund ihrer feinen und Tinte speichernden Beschaffenheit für Kalligraphie und  Malereien genutzt und ermöglichten einen sehr feinen Strich. Mit der harte und spitze Feder hat schon Dürer gemalt.

Unscheinbarer ist sein Federkleid vor allem im Vergleich zu meinem letzten Vogel des Monats. Auch habe ich, im Gegensatz zum Dompfaff, nie eine Waldschnepfe gesehen, nur ihre Verwandtschaft am Meer oder Feuchtwiesen. Gelernt habe ich beim Nachlesen in dem ein oder anderen alten Vogelbuch hier im Regal und bei Wikipedia auch noch Einiges. Ein wunderbarer Vogel für das Jahresprojekt bei Andrea Zitronenfalterin (und für den Naturdonnerstag, gerne verlinkt auch dorthin.)

Ps. Kreativ ist der Vogel noch nicht viel umgesetzt worden, da folgt noch etwas

Nachtrag zum Naturdonnerstag: Bleistift Skizzen

37 Gedanken zu “Gar nicht nett

  1. Eine wichtige Richtigstellung:
    Waldschnepfe (Scolopax rusticola) und Doppelschnepfe (Gallinago media) sind in Wirklichkeit zwei verschiedene Arten. Die Waldschnepfen sind in D-land noch relativ häufig vor allem in feuchten Laubwäldern verbreitet.
    Die Doppelschnepfe ist da schon wesentlich anspruchsvoller und kommt vor allem in sehr extensiv bewirtschafteten Niedermooren vor. Sie ist in D-land leider seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgestorben und generell in Europa äußerst selten geworden. Größere Vorkommen exitieren nur noch in Russland, Weißrussland und Ostpolen.
    Als dritte Art wäre noch die Bekassine (Gallinago gallinago) zu nennen, die in Feuchtwiesen und Sumpfgebieten brütet. Früher war sie in einigen Gebieten D-lands noch relativ häufig, seit einigen Jahren sind die meisten Bestände aber auch weitgehend zusammengebrochen.
    Und last but not least die kleinste von allen Schnepfen: die Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus), die hier zwar nicht brütet, sondern in Nordeuropa (z.B. Skandinavien), aber hier regelmäßig durchzieht.

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    1. Dankeschön, es geht in dem Artikel eigentlich nur um die Waldschnepfe und ich bin Dank Dir jetzt wieder etwas klüger und werde den Artikel ändern. In den letzten Jahren ist die Waldschnepfe in den Wäldern hier allein durch den nun fehlenden Altbestand nach Stürmen, Klimawandel und Borkenkäfer noch Mal zurück gegangen.
      Danke und ein frohes Weihnachten
      Liebe Grüße
      Nina

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  2. Liebes, deine Verneigung vor der Schnepfe ist dir hinreißend gelungen. Und sag, sind diese Bleistiftskizzen von dir? Die sind ja wundervoll.
    Alles Liebe und einen dicken Frühlingsdrücker
    Elisabeth

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  3. Ich habe auch noch nie eine Schnepfe in freier Wildbahn gesehen, liebe Nina! Was für ein seltener Vogel.. hachz.. ich wusste, dass es hier bei Dir spannend wird. Vielleicht liegt es wirklich an dem „langen Gesicht“ das man Schnepfe sagt 😉 Dir ein wunderbares Wochenende, Nicole

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    1. Ein sehr scheuer Vogel! Gern würde ich auch mal einen Schnepfenstrich finden und den heimeligen Vogel beobachten.
      Es hat aber Spass gemacht über ihn zu schreiben.
      Danke Dir, gleichfalls und mit lieben Grüßen
      Nina

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  4. Die letzte Zeit begegnen mir im Auenwald auch oft Schnepfen. Ich habe sie vorher nie so bewusst wahrgenommen. Ich lese auch grad ein Buch: Die Vögel von einem Norwegischen Autor, da spielt der Schnepfenstrich eine tragende Rolle. Schön sind Deine Drucke von den Schnepfen.

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  5. Vielen Dank für diese Informationen liebe Nina.
    Ja das Wort Schnepfe ist mir bekannt, aber nicht der Ursprung dahinter und so geht es bestimmt vielen.
    Du hast auf jeden Fall der Schnepfe mit diesem schönen Beitrag bestimmt einen Gefallen getan, schließlich rückt er so mal ein wenig ins Rampenlicht, wenn er doch sonst so scheu ist.
    Liebe Grüße

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  6. Liebe Nina,
    Schnepfen kannte ich bisher wirklich nur als Schimpfwort und ich danke dir für diese tolle Vorstellung. Mir gefällt der Vogel Schnepfe sehr gut und dein Stempel ist wieder sooo super!!!
    Hab noch eine gute Restwoche!
    Liebe Grüße
    Ingrid

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    1. Ich Danke Dir, es war meine Hoffnung möglichst vielen auch mal einen eher unbekannten aber total interessanten Vogel näher zu bringen
      Eigentlich bin ich noch dabei, ihn auch in 2facher Weise zu malen…
      Liebe Grüße zurück
      Nina

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  7. Das Schimpfwort kenne ich natürlich und mag es gar nicht, ist aber glaube ich heute nicht mehr so geläufig. Wenn alle die es austeilen wüssten wo ihr Ursprung ist, würde man es gar nie hören, weil glaube ich die meisten den Vogel gar nicht kennen. Ich auch nicht. Aber dein Stempel lassen den Vogel im schönsten Licht erscheinen und das hat er auch verdient.
    L G Pia

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  8. Ich mag die Schnepfen, liebe Nina…kenne das Wort auch als etwas abwertend für eine „schräge Frau“. Danke dir für die Vorstellung und deine Informationen – der Stempel ist wieder richtig schön geworden.
    Lieben Gruß und hab einen feinen Abend, Marita

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  9. So spannend hast du diesen feinen Vogel vorgestellt. Bewusst habe ich noch keine Waldschnepfe gesehen. Aber deine geschnitzten Schnepfenstempel geben sie eindrücklich wieder.
    Verrückt, dass die arme Schnepfe zu einem Schimpfwort verkam…. Ich werde jetzt immer an diesen Küken tragenden Vogel denken.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. So ist es mir auch ergangen, ich denke auch eher an die schützende Mutter. Es ist auch für mich immer eine Erfahrung genauer über ein Tier zu informieren.
      Du hast da was Schönes angestoßen.
      Liebe Grüße zurück
      Nina

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  10. Na, das ist dann bei mir anders, an Schnepfen kann ich mich aus meinen Kindertagen erinnern, ich mochte diesen langgezogenen Schnabel so, habe aber nie verstanden, wenn mein Vater manche Frauen als Schnepfe titulierte.
    Da hast du dir einen schönen Vogel vorgenommen!
    GLG
    Astrid

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    1. Erzählt hat mein Opa viel von einer Stelle im Wald von einem Schnepfenstrich, aber gesehen habe ich leider nie eine.
      Wenn die „Erfinder des Schimpfwörter“ gewusst hätten, dass die Mutter ihre Küken sogar fortfliegt, einzigartig in der hiesigen Vogelwelt, hätten sie vielleicht nicht dieses Wort gewählt.
      Hat mir jedenfalls viel Spaß gemacht
      Liebe Grüße zurück
      Nina

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