nägelein

Hallo Ihr Lieben.

 

Got geb euch eine gute nacht / von rosen ein dach / von liligen (Lilien) ein pet / von feyal (Veilchen) ein deck / von muschschat (Muskat) ein tuer / von negellein (Nelken) ein rigelien dar für

 

Johannes Brahms berühmtes Schlaflied *Guten Abend, gut`Nacht* „besteckt“ die Decke mit Nelken. (Daher stammt auch meine Überschrift)

Bartnelke
In dem Schüsselchen gedeiht eine Süsskartoffel

 

Was ich oben wiedergegeben habe, ist die mittelhochdeutsche Form eines Liebeslied, mit einer rundum durftenden Schlafstatt. So war diese Blume doch das Symbol der Liebe und Ehe, rot natürlich für das Verlangen, Weiß für die Ehe.

Der botanische Name der Nelke ist „Dianthus“, Blume der Götter. Ihr alter Name „Nägelin“ kommt aus der Ähnlichkeit zur Verwandschaft, denn im getrockneten Zustand sieht sie aus wie die Gewürznelke, die ihrerseits an einen Nagel erinnert.

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In Allegorien der fünf Sinne verkörpert die Nelken oft den Geruchssinn. Wenn man mal genauer auf Bilder des späten Mittelalters und der Renaissance schaut, findet sich dort sehr häufig die Nelke. (Die Dame mit dem Einhorn, als Passionsblume in Bildern von Jesus und Maria.) Bei der Tischdekoration sollte sie schlechte Gerüche überdecken und wurde auch zum Kochen verwendet, ebenso wie in Getränke gestreut. Eine alte Nelkensorte heißt Sops in Wine, *in Wein getunkte Bissen*. Auch im 19. Jahundert wurde die Nelke vielfach in Parfüms und Pomaden verwendet. In Andalusien ist die Nelke der Inbegriff von Weiblichkeit, man schaue sich nur die Flamenco Kleider an. Bei den Stierkämpfen tragen die zuschauenden Damen eine rote Nelke hinter dem Ohr. Man(n) beachte da, auf welcher Seite, denn links bedeutet, dass sie ungebunden sind.

Wärend der französischen Revolution waren Nelken das Widerstandssymbol der Adeligen. Diesen Widerstandsgedanken griffen 1889 Anhänger der Arbeiterbewegung auf. Dieses Symbol des Widerstandes blieb der Nelke bis heute erhalten.

Als ich gestern Spargel beim Bauern im Ort kaufte, standen im Eimer diese wunderschönen „Tausendschön“ Nelken. Auch wenn ich mir eigentlich aus dem Garten Iris in die Vase stellen wollte, konnte ich nicht widerstehen.

Meine Informationen sind fast alle aus dem wunderschönen Buch *Nelken* von Sussane Stephan aus der Reihe *Naturkunden* im Matthes & Seitz Verlag, welches ich mal geschenkt bekommen habe. (Übrigens eine sehr schöne Reihe!)

 

Verlinkt bei Holunderblütchen und Freutag

 

Guten Abend, gut’ Nacht,
mit Rosen bedacht,
mit Näglein besteckt,
schlupf unter die Deck’:
Morgen früh, wenn Gott will,
wirst du wieder geweckt.

Guten Abend, gut’ Nacht,
von Englein bewacht,
die zeigen im Traum
dir Christkindleins Baum.
Schlaf nun selig und süß,
schau im Traum ’s Paradies.

altes Schlaflied, vertont von J. Brahms
1808 unter dem Titel Gute Nacht, mein Kind! veröffentlicht im „Des Knaben Wunderhorn“

15 Gedanken zu “nägelein

  1. bei uns hießen sie auch tausendschön! so kenne ich sie von meiner oma und habe den namen sehr lange beibehalten, wurde dann aber oft korrigiert: das sind doch bartnelken!! ich liebe sie sehr, aber so richtig heimisch werden sie leider bei mir nicht, sie sind meist schon nach einem jahr hinüber und kommen nicht wieder. schade! ansonsten mag ich die alten gartennelken total gerne. eine frühere vermieterin hatte im garten eine ganze sammlung von duftnelken – sowas von schön!! früher auf maidemos haben wir immer echte rote nelken getragen, dann kamen irgendwann die plastikdinger auf, schade!
    danke für das portrait und liebe grüße
    mano

    Gefällt 1 Person

    1. Bartnelken klingt doch auch recht maskulin im Gegensatz zu Tausendschön 😉 Nelken gedeihen auch beim mir nicht überall, trocken, sonnig und der Boden bitte nicht zu sauer *sagen sie mir dann wieder*
      Darf ich fragen, was Maidemos ist?
      Liebe Grüsse zurück und schönen Sonntag
      Nina

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  2. Bartnelken nennt man sie bei uns. Unter den Nelken ist sie mir die liebste. Aber vielleicht könnte dieses Büchlein die Nelke befreien vom dem Bild der Friedhofsblume. Ich denke da gleich an die portugiesische Nelkenrevolution. Danke auch für den Buchtipp.
    Liebe Grüße
    Andrea

    Gefällt 3 Personen

    1. Ja, die Nelke hatte ja auch den Ruf des Spießertums. Aber schon mein Opa hat sie gern im Knopfloch getragen, mein Vater mochte sie sehr und ich hab das wohl übertragen bekommen. Tausendschön wird sie hier wohl nur genannt, weil ja immer wieder Blüten kommen. Aber korrekt ist natürlich der Begriff Bartnelke. Die Buchreihe ist wunderschön, sehr aufwendig hergestellt und mit ausgefallenen Themen für die breite Masse.
      Liebe Grüsse zurück
      Nina

      Gefällt 2 Personen

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