kleiner Sonnenschein

Der Veilchenpflücker

Sie sprach: „Ich möcht ’nen Veilchenstrauss,
Gepflückt von deiner Hand!“
Da ritt ich flugs in’s Feld hinaus,
Bis dass ich Veilchen fand.
Mein Rösslein band ich an den Baum
Und bückte mich in’s Gras,
Doch wie ich dort im Liebestraum

Recht emsig pflückend sass –
Da riß mein Pferd sich plötzlich los
Und nahm mit Hast Reissaus.
Ich fügte still mich in mein Los
Und sprach: ’s gilt ihrem Strauss!
Der Lohn ist süss, der meiner harrt,
Sie küsst die Veilchen gar,
Dann droht sie mir nach Schelmenart
Und reicht den Mund mir dar.

Dem Rosse folgt‘ ich lange Zeit,
Und rief und lockte sehr.
Durch Wald und Wiesen lief ich weit,
Doch sah ich’s nimmermehr.
Und finster ward’s, ich kam nach Haus
Nach manchem Sprung und Sturz –
Was sagte sie zu meinem Strauss?
„Die Stiele sind zu kurz!“

 Anna Löhn-Siegel, 1830-1912 ( deutsche Schriftstellerin )

Hallo Ihr Lieben,

einen aktuellen Veilchenstrauß kann ich Euch noch nicht anbieten, es blühen zwar schon welche wild im Beet und Rasen, aber bei dem Regen und Matsch mag ich mir noch keine pflücken, ich habe auch keinen tapferen Verehrer, der sogar dafür sein Ross aufgibt, nur um einen Kuss zu erhaschen. Aber ich hoffe, das Gedicht heitert Euch ein wenig auf, bei dem grauen Wetter. (Veilchensträußchen, hier Fotos vom letzen Jahr, sind der Inbegriff des Biedermeiersträußchen. Ob bieder oder nicht, allein der Duft verzaubert.)

Genau deswegen habe ich mir wieder die Sonne in das Haus geholt, verschiedene Narzissen duften hier nun um die Wette und ihre gelbe Farbe erfreut das Herz.

narzis

straus narzissen

narzissen

 

Macht es Euch gemütlich.

Verlinkt beim Freutag und Holunderblütchen

14 Gedanken zu “kleiner Sonnenschein

  1. Wie fein, das Gedicht! Für so ganz kleine Blümchen habe ich mal eine ganz kleine violette Vase (oder ein Väschen, sprich: „Wääs-chen“ erstanden, das sieht dann größentechnisch sehr fein aus. Ich freue mich, wenn’s wieder wärmer wird. In Graz spitzen die ersten Gänseblümchen aus den Rasen allerorten, und auch der Baum vorm Fenster hat beschlossen, es wäre bald Zeit zu blühen. Ist vielleicht noch ein bisserl kalt, sollte vielelicht noch ein bisserl warten damit. Liebe Grüße, Gabi

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  2. Das Gedicht hat wirklich das Zeug zu Aufheitern, die Osterglocken auch. Aber die Veilchen sind mir noch lieber. Habe dies Woche welche auf dem Mittelstreifen einer der stärkst befahrenen Kölner Verkehrsachsen gefunden, morgen mehr dazu. Jetzt eine gute Nacht!
    Astrid

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  3. Das Gedicht ist wirklich herzerfrischend, wie auch die Blumensträuße. Jedes auf seine Art! Veilchen habe ich hier noch nicht gesehen, aber das Osterglockengelb trug ich auch ins Haus.
    Gerade brachte der Postbote einen Brief von dir. Ich bin schon neugierig.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  4. Das ist ein wunderschönes Posting mit dem Veilchengedicht und Fotos dazu! Derin Narzissenstrauss
    ist auch so schön. Viele Freude damit!
    Schönes Wochenende wünsche ich dir!
    Lieben Gruss Elke

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  5. Vielen Dank für das wunderbare Veilchengedicht.( Oh, wie hab ich mich ertappt gefühlt!) Das Schmunzeln wird mich heute den ganzen Tag begleiten.
    Liebe Grüße
    Anne

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