90 Jahre jung

Hallo Ihr Lieben.

Da ich schon immer gerne Comics gelesen habe, musste ich heute einfach einen Beitrag zu seinem neuzigjährigen Jubiläum bringen:

Tintin von Hergé, alias Tim und Stuppi

1907 wird in Brüssel Georges Prosper Remi geboren. Uns ist er besser bekannt unter dem Namen Hergé.

Der Zeichner Hergé beginnt mit kurze Comic Strips, wie in den amerikanischen Tageszeitungen und fügt auch Sprechblasen ein. Bald folgt die erste Geschichte um Tintin, wie der Reporter in Begleitung seines Terriers „Milou“ eigentlich heißt: „Tintin, Reporter du Petit Vingtiéme, au Pays de Soviets“. Er war zuständig für den Jugendteil dieser konservativen Zeitung und da er schon immer gern gezeichnet hatte, (es beruhigte ihn,) malte er erste Bilder für diese katholische Zeitung.

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deutsches Copyright Carlsen Verlag/keine Werbung, alles aus meinem Regal

Leider sind diese ersten Geschichten noch sehr rassistisch, konservativ, auf Wunsch seines Chefs liefern sie ein verzerrtes Bild des Kommunismus, Kolonialismus, des kapitalistischen Amerikas und zeigten leider sehr deutlich, dass Hergé auch keine guten Quellen hatte. Mit dem fünften Band, in dem Tim nach China reisen wollte, sollte sich dies endlich ändern. Hergé wurde mit dem chinesischen Künstler Zhang Chongren bekannt gemacht und die beiden wurden Freunde. Beeindruckt von der chinesischen Kunst und Geschichte, die ihm sein Freund nahebrachte, wollte Hergé nun auch in seinen Comics Kultur und Land möglichst genau darstellen. In der „Blaue Lotos“ fügt er übrigens einen jungen Tschang Tschong-Jen, der Tims Freund wird, ein.

Unter der deutschen Besatzung musste Hergé wieder Kompromisse eingehen, denn er arbeitete für eine Zeitung, die unter deutscher Kontrolle stand. So wurde die Geschichte „Im Reich des schwarzen Goldes“ erst einmal nicht weiter geschrieben, da sie durchaus anti-faschistische Aussagen enthält. Dafür entsteht „Die Krabbe mit den goldenen Scheeren“, in dem der grossartige Kaptain Haddock eingeführt wird. Schimpfend, immer mies gelaunt, Alkoholiker, eine gestrandete Persönlichkeit und doch wird er der beste Freund von Tim. Eine weitere Änderung ist dem Papiermangel der Zeit geschuldet, es mussten mehr Gags und Action auf weniger Platz der Fortsetzungsgeschichten gebracht werden. Außerdem wich er wegen der politischen Lage auf fantastischen Abenteuer aus, was bei der Leserschaft durchaus sehr gut ankam. Hier entstehen die für mich schönsten Abenteuer: die Suche nach dem Meteoriten, meine Lieblingsgeschichte um den Schatz Rackhams des Roten, (eine Paraderolle für Kaptain Archibald Haddocks!) und die damit beginnende Freundschaft mit dem schusseligen Professor Bienlein, der in einem weiteren Highlight um einen Inka Fluch zu Höchstform aufläuft.

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…alle jaulenden und heulenden Höllenhunde, wie sieht es denn hier aus…

Tim zeigt in den neuen Geschichten nur die besten Wesenszüge, er ist schlau, mutig, loyal, großzügig. Sein Hund steht ihm in Treue nicht nach, wenn er auch weniger ernst ist und eben durchaus ein tolpatschiger Hund sein darf. Für die Seele und den Humor sind die *Nebenfiguren* schon immer zuständig gewesen, so z.B. die immer wiederkehrenden Polizisten Schulze und Schultze, welche schon seid 1932 dabei sind.

Nach der Besatzungszeit arbeitete Hergé für eine neue Comic Zeitung „Tintin“ mit dem Zeichner Jacobs zusammen und als dessen Anteil an den Geschichten zunimmt, will dieser auch namentlich genannt werden. Hergé lehnte dies ab und so zeichnete Jacobs wenig später seine eigenen Comics, die ebenfalls berühmte Serie Blake und Mortimer, für die Comiczeitung. Viele Assistenten reien sich noch in die Arbeit um Tim und Struppi ein, viele davon sind heute selbst berühmt. Hergé galt auch nicht gerade als guter Chef. Eine Schaffens- und persönliche Krise überwand Hergé und veröffentlichte seine Lieblingsgeschichte: „Tim in Tibet“, in der Tim seinen Freund Tschang retten muss. Tatsächlich gelingt es dem Autor später seinen chinesischen Freund, lange nach der Kulturrevolution, wieder zu sehen. Weitere Comics erscheinen, auch mit liebgewonnenen, wiederkehrenden Figuren, wie die Operndiva Bianca Castafiore , aber die Abstände werden grösser. Erste Filme werden produziert. Natürlich gibt es auch andere Comicfiguren („Stupps und Steppke“, „Jo, Jette, Jocko“) von Hergé, aber keine erlangt diese Popularität, wie der Reporter mit seinem weißen Terrier.

Die Klarheit in Linie (ligne claire) und Farbe der Zeichnungen Hergés sind noch heute berühmt als Stilmittel und werden von so manchem Comickünstler weiter interpretiert. Auch baute der technikversessene Autor immer wieder genaue und zeitgenössische Details ein, wie Autos, Flugzeuge und Schiffe, die exakt dem technischen Stand der Zeit entsprechen.

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Fortgeführt wurde leider sein letztes Werk „Tim und die Alphakunst“ nicht mehr. Obwohl Hergé jahrzehnte an dem Band arbeitete, blieb es im Jahre 1983 mit seinem Tod unvollendet. Hergé hatte schon jahrelang an Blutarmut gelitten und starb nach kurzem Koma durch eine Lungenfehlfunktion. Sein Wunsch war es, dass niemand nach seinem Tod weiter an den Geschichten arbeiten sollte.

Natürlich habe ich mir meine Tim, Struppi und Haddock Stempel geschnitzt!

Vielleicht mag jetzt der ein oder andere an sein Bücherregal gehen und einen alten Comic von Tim rausziehen. Oder ich habe Euch neugierig gemacht und Ihr schaut zum ersten Mal in ein Abenteuer rein. Macht es Euch gemütlich, ich tauche jetzt mit dem berühmten U-Boot ab in´s Meer.

Verlinkt beim creadienstag und hot

 

 

 

 

12 Gedanken zu “90 Jahre jung

  1. Liebe Nina,
    Tim und Struppi sind mir schon ein Begriff, doch näher hab ich mich mit den Geschichten nicht befasst. Dank deiner Info weiß ich nun ein wenig mehr. Ganz besonders beeindruckt haben mich wieder deine Stempel…super klasse.
    Hab eine gute Woche – lieben Gruß, Marita

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    1. Danke Dir. Ja, mir ist wohl bewusst, dass Comics ein Nischenprodukt sind 🙂
      Wünsche ebenfalls eine schöne Woche, für die Natur wird es ja einiges an Regen geben, mein Garten hat es so nötig.
      Liebe Grüsse
      Nina

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  2. die asterix-bände habe ich alle verschlungen, sonst waren mir comics ziemlich egal. dein spannender beitrag hat mich aber jetzt auf tim und struppi aufmerksam gemacht. mal sehen, was die bücherei so zu bieten hat. ich werde mich mal auf die suche begeben.
    hinreißend sind natürlich wieder deine stempel und die tim-figur ist auch super. ich hatte mal einen kleinen struppi. wo der wohl ist? vielleicht ist er mal in einer schachtel gelandet (kicher…).
    liebe grüße
    mano

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    1. Oh, ja, natürlich stehen hier auch alle Asterix und Obelix Bände. Einen Stuppi in einer Schachtel ist bestimmt auch schön anzusehen, wie alle Deine Schachteln. Dann hoffe ich, Du hast Spass an der Serie, die Comics gibt es bestimmt in der Bücherei, sind schon so etwas wie moderne Klassiker, es gibt sogar ein Hergè Museum.
      Danke Dir und liebe Grüsse zurück
      Nina

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    1. Danke Dir. Ja, manchmal macht es Spass, an s eigene Regal zu gehen. Ich nehme so was wie Jubiläum o. Ä. da durchaus mal zum Anlass. Als Teen hab ich sie ganz oft gelesen.
      Liebe Grüße zurück
      Nina

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  3. Du scheinst ja wirklich ein waschechter Fan zu sein, liebe Nina! Vielen Dank für die ausführlichen Informationen zu der Geschichte und dem Entstehen der Comics.
    Tatsächlich sind mir die Figuren bekannt. Ich habe sogar einige der Bücher im Regal. Jedoch fast alle als französische Ausgabe, die ich immer mal wieder vom Schüleraustausch und Frankreich-Urlauben mitgebracht habe 🙂
    Sonnige Mittagsgrüße,
    Sabine

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